Artreon.... eine Geschichte

Started by Artreon, December 31, 2023, 03:00:51 AM

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Artreon

danke für deine rückmeldung ;D
ja, ich bin da deiner meinung, ich bastele auch schon an ein paar kapiteln rum..
es kann jetzt ein paar tage  dauern, aber ich habe vor, noch ganz viel zu schreiben...
es freut mich ja, das der bisherige mix gefällt...in den nächsten kapiteln wird es dann eher trauriger, es geht raus aus der heilen welt des inseldorfes,,,
:-)
 :facepalm:
liebe grüsse: artreon

Artreon

#21
Ein Fest zum Abschied.

Es roch nach brennendem Turbinentreibstoff, und nach kokelnden  Aramidfasern, nach schmorender Elektronik, und nach brennendem Fleisch.

Tief unter ihnen brannten im Dschungel die Überreste ihrer Feinde, als sich das, was vom Kriegstrupp noch übrig war, wieder auf einem der steinernen Bögen versammelt hatte.
,,Es riecht nach Sieg"
Tangara drückte jeden einzelnen ihrer Kriege fest an sich, aber einige fehlten, waren nun bei Eywa.
Manche anderen waren verletzt. Der Schmerz in Tangaras Seele war unermesslich.

Tangara war klug genug, sie jetzt nicht in ein Dorf zu lassen, zu aufgepeitscht waren sie noch von der Schlacht.
Sie würden jeden in Stücke reißen, der sie schräg ansah, und in einem Dorf voller lachender Kinder, die fröhlich um sie herum tanzten, und die neuesten Abenteuer hören wollen, würde es es unweigerlich zur Katastrophe kommen.
So saßen sie auf dem steinernen Bogen, behandelten kleinere Verletzungen, und blickten auf die Trümmer unter ihnen, die schwarze Rauchwolken in den Himmel sandten.

Tangara war eben erst von der Beratung mit den anderen Kriegsführern zurückgekehrt, sammelte nun ihre Kriegerschaar  um sich.
Die Schlacht hatte nur wenige Stunden gedauert, die Sonnen stand nun hoch am Himmel.

Tangaras Herz weinte, für jeden , den sie verloren hatte, aber sie ließ sich nichts anmerken.

,,Meine Krieger, wir haben heute einen großartigen Sieg errungen. Wir haben dem Feind das Rücktat gebrochen.
Toruk makto selbst hat die fliegenden Festungen der Himmelsmenschen vom Himmel gefegt, ihre Trümmer brennen im Wald.
Und er hat dem Kriegsfürsten der Menschen das Herz heraus gerissen.
Wir haben das möglich gemacht, wir haben die Metall-ikran von Himmel gefegt, haben ihm den Rücken frei gehalten. Den Weg frei gemacht.
Und Eywa selbst hat sich gegen die Eindringlinge erhoben. Jedes einzelne Wesen dieser Welt hat sich mit uns erhoben
Natürlich jubelten sie alle mit Tangara, aber die Erschöpfung überwog allmählich, die Depression, so viele Freunde verloren zu haben.
Tangara schickte alle zu den Heilern, die verletzt waren, sie war optimistisch, sie würden es überleben.
Tangaras rechtes Ohr war übel eingerissen und ihre Seite war blutverschmiert. Aber es schien sie nicht zu stören.
Artreon war auch voller Blut, aber es war nicht sein eigenes. Er hatte keinen einzigen Kratzer, und auch 2 anderen Kriegern ging es gut.
Tangara, drückte sie an sich, hielt sie fest.
,,Meine treuen Klauen und Zähne, fliegt mit mir. Unser Krieg ist noch nicht vorbei, solange noch ein einziger Himmelsmensch auf dieser Welt wandelt"



Tayartans Tränen vielen auf Artreons Brust, und dieser fühlte sich schlecht.
,,Es tut mir so leid, Tay, du solltest das nicht sehen."
,,Das muss es nicht, Artreon, ich danke dir, das du es mir gezeigt hast, das du mir vertraut hast."
Aber seine Stimme bebt, die Erinnerungen hatten sich für ihn so angefühlt, als sei er selber in der Schlacht mitgeflogen.


Und wie war dein Tag so? Artreon hatte es nicht ausgesprochen, und der Gedanke tat ihm leid , kaum das er aufgeblitzt war.
Natürlich hatte Tayartan ihn verstanden.
,,Ich glaube , ich habe da Muscheln gesammelt.
Sie kuschelten sich traurig aneinander, und doch war die Stimmung wieder etwas gelöster.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel , als sie schließlich aus dem Kelku kletterten.


Als sie den zentralen Platz erreichten ,herrschte bereits emsiges Treiben.
Die Haut der Sumpfechse war abgezogen, und auf einem Rahmen straff aufgespannt, 2 ältere Kinder schabten sorgfältig und konzentriert Fleischreste und Fett von der Innenseite.
Alles andere wurde ebenso zerlegt und vorbereitet. Alle machten mit, und alle hatten großen Spaß.

Die graue Mutter schickte Artreon und Tayartan freundlich aber entscheiden weg. Sie sollten nicht helfen, sie waren heute Gäste. Und natürlich machte jeder Clan ein großes Geheimnis um die Feinheiten seiner Kochkünste.

Die alte Mutter war klug, und sie wusste natürlich auch, das es Tayartan schwer fallen würde , seinen Heimat zu verlassen.

Und so standen sie am Strand , und Artreon schulte Tayartan in der Kunst des Kriegers. Nahkampf, unbewaffnet, später dann bewaffnet. Angriff mit dem Dolch.Dann mit  dem Speer.
Wie man die Angriffe abwehrte. Wie man Hinterhalte legte, und wie man sie erkannte.

Tayartan war immer wieder erstaunt, wie wenig Möglichkeiten er hatte, gegen Artreon im Nahkampf zu  bestehen.
Dafür war er besser mit dem Bogen, was Artreon voller Neid anerkannte.

Später saßen sie im Schatten, erschöpft, und um einige blaue Flecken reicher.
,,Mach dir nichts daraus, Tayartan. Ich wurde monatelang in aller Härte im Kampf trainiert, jeden Tag. "
In der Tat hatte Tangara sie jeden einzelnen Tag auf dem Kampflatz trainiert, in all ihrer wütenden, gnadenlosen  Härte.
Manch einer war daran zerbrochen.
Aber es hatte ihnen geholfen, die Schlacht zu überleben. Die Schlacht zu gewinnen.

Sie blinkten nachdenklich über das Meer, wo sich die Sonne langsam senkte.
,,Artreon, du würdest alles tun, für deinen Clan, für deine Oloéyktan?"
,,Ja, alles was notwendig ist,wirklich alles"
Sie hingen beide ihren Gedanken nach, schmiegten sich aneinander.
Trommeln und Gesang wehten vom zentralen Platz herüber, und endlich lud man sie ein ,der Feier beizuwohnen.
Tausenderlei Köstlichkeiten waren vorbereitet worden, Speisen und Getränke, seid Generationen überliefert. Immer wieder verfeinert. Mit Liebe, mit Kunstfertigkeit.
Jeder Navi konnte am Meer oder im Wald Nahrung finden, aber für die wirklich aufwendigen und feinen Künste des Kochens hatte man in der Regel nur im Dorf Zeit und Möglichkeiten.
Und so wurden hier auch ganz besonders die Kochkünste gefeiert.
Aber zuerst beorderte die graue Mutter Artereon ans zentrale Feuer, legte die Hand auf seine Brust.
,,Artreon, ich sehe dich. Deine Wunden sind gut verheilt, und du bist nun ein Verbündeter unseres Clans.
Du kamst zu uns, unbewaffnet, und dem Tode nah. Nun verlässt du uns bald, um deinen eigenen Kampf weiter zu kämpfen, und doch kämpfst du für uns . Tayartan wird an deiner Seite stehen, komme was wolle. Wir sind Verbündet, kämpfen gemeinsam.
Bitte erweise uns die Ehre, von uns Speer und Dolch anzunehmen, für deinen weiteren Weg, Artreon , Krieger der Magujuk."


Alle Augen ruhten gespannt auf Artreon ,als die Graue Mutter ihm einen kunstvoll gefertigten Dolch und einen Kriegsspeer überreichte.
Der Speer war eine lange Waffe, eineinhalb mal so lang wie Artreon selbst. Eine tödliche Kriegswaffe, gemacht um in zu werfen, oder auch zum Zustoßen.
Die lange Obsidian-Klinge war an den Ränder so dünn, das das Licht hindurch schimmerte.
Scharf und tödlich. Der Schaft aus hartem Holz war mit kunstvollen Schnitzereien versehen, mit Bast umflochten, wo man ihn griff.
Wunderschön und effektiv, gemacht für den Krieg, weniger für die Jagd.

Der Dolch war ebenso etwas besonderes, gefertigt aus einem sehr großen Zahn.
 Es musste viele Monate gedauert haben, das unglaublich harte Material in Form zu schleifen.
Normalerweise verwendete man
Ikranklauen, die gute und stabile Dolche abgaben aber auch Knochen und Horn, teilweise mit eingesetzten Schneiden auf Feuerstein oder Obsidian.
,, Ja Artreon , das war der Eckzahn eines Sre'syen , der dir ja wohlbekannt ist...
wir haben ihn schon viele Jahre, aber ich denke zu dir wird er besonders gut passen.
Er ist sehr hart und scharf, und doch unglaublich stabil."
Artreon wollte protestieren, ein solch kostbares Geschenk konnte er unmöglich annehmen.
Aber die graue Mutter lachte wieder nur unheimlich und meckernd
,,Es ist entschieden, junger Krieger"
Sie reichten im einen Becher mit vergorenen Fruchtsaft, gemischt mit Honig, stark, klebrig süß und beleben, und ziemlich stark berauschend.
Als Artreon ausgetrunken hatte, erhielt er sofort einen neuen, frisch gefüllten Becher, und die graue Mutter fuhr fort, reichte Artreon seine Liedschnur zurück.
Sie hatte 2 Perlen hinzugefügt, und einen Platz frei gelassen.
,, Diese Perle obliegt mir nicht, den sie symbolisiert die Schlacht aller Schlachten, die du für uns geschlagen hast . Diese Perle obliegt einer mächtigen Kriegsfürstin, wie Tangara.
Dies hier  ist für deinen Vereinigung mit Sre'syen ,mögest du für immer von dieser Kraft zehren und nie von seiner wilden Wut verzehrt werden."
Eine glänzende , dunkele Perle, geschnitzt aus einem Zahnstück, anscheinend. Natürlich auch von
Sre'syen . Hart, Kantig, wunderschön.
Die zweite Perle war tatsächlich eine Perle, lebhaft glänzendes Perlmutt, von leichter, unbeschwerter Schönheit. Die unbeschwerte Schönheit des Meeres.
,, Sie symbolisiert meinen Stamm, wo dein Körper heilen konnte, vielleicht auch ein bisschen von deiner Seele , und wo du immer willkommen bist.
Und, Artreon, du kannst es mir glauben, wir wissen sehr wohl, das es Krieger wie dich braucht, die die Himmelsmenschen davon jagen, oder das Geistervolk, damit wir in Frieden leben können."

Sie reichte die Kette an Artreon zurück, ein besonderer, ergreifender Moment.
Dann behielr sie sie aber doch in ihren knorrigen Fingern.
,,Erlaubst du mir eine Frage?"
Artreon nichte der Alten nur stumm und ergriffen zu.
,,Ich kann ein Lied lesen, natürlich, nur diese eine Perle verwirrt mich sehr. Du trägst Metall in deinem Lied? Ihre alten runzeligen Finger strichen vorsichtig über die goldene Messingscheibe.

Der Boden einer Patronenhülse. Der Oberteil war abgesägt und glatt gefeilt worden .
.50 BMG stand darauf, und das Logo der RDA. Die kleinen Symbole waren noch gut zu erkennen
Dr. Hofmeister hatte auch das Zündhütchen herausgeschlagen, so das Artreon eine Schnur hindurch fädeln konnte.
Der Geologe war der Meinung, Artreon sei ein guter Schütze, ein Naturtalent.

,,Ein Geschenk von einem Himmelsmenschen, von einem Forscher, einem Suchenden, mit einem Traumwandlerkörper. Er spricht mit den Steinen, er kennt die Wege der Metalle.

Ich habe ein paar Wochen bei ihnen gelebt, ich sollte herausfinden was sie so taten, sollte ihren Weg lernen. Ein bisschen was von ihrer Sprache verstehen lernen.
Sie wussten von Anfang an, das ich ein Späher war, das ich auskundschaften sollte.
Es wurde ihnen ganz offen gesagt.
Es hat sie nicht gestört, sie haben mir stolz alles gezeigt, was sie taten und wussten.
Am Ende haben sie mit meinem Bogen geschossen, und ich mit ihren Feuerwaffen.
Dieses Metall ist die Erinnerung daran."

Die Wege der Himmelsmenschen zu lernen, um ihre Möglichkeiten zu wissen, das erschien Tangara damals sehr wichtig. Sie sollte recht behalten. Artreon war ihr Auge, ihr Ohr.

,,Artreon, du steckst voller wundersamer Überraschungen.
Hast du gegen diese Himmelsmenschen später gekämpft`?
Sie reichte die Liedschnur endgültig an Artreon.

,,Nicht gegen diese, Eywa sein Dank. Ich sehe in ihnen heute noch so etwas wie Freunde.
Vielleicht sind sie sogar auf unserer Seite, aber ich weiß es nicht genau."
Sorgfältig knotete Artreon die Liedsschnur zu, die sein ganzes Leben repräsentierte.

Er trank einen weiteren Becher, vergorenen Fruchtsaftes, der im in die Hand gedrückt wurde.
Tahartan umarmte ihn von hinten, schmiegte sich an ihn.
,,Artreon, lass uns essen, trinken und feiern."

Artreon

#22
Aufbruch

Die Feier nahm ihren Lauf.
Selten nur hatte Artreon so viel und so gut gegessen.
Auch die Kundschafter waren im Laufe des Tages wieder ins Dorf gekommen
Viel hatten die Späher nicht zu berichten. Es hatte wohl einen Kampf über den Swatulu-Sümpfen gegeben und 3 Metall-Ikran der Himmelsmenschen waren von unbekannten Navi-Krigern vernichtet worden.
Sie waren irgendwo in die Sümpfe gestürzt, aber die Späher hatten das nur aus der Ferne beobachtet.
Bereits am Mittag war ein neuer Stern am Himmel aufgegangen, so hell , das er selbst in der Mittagssonne gut zu erkennen war.
Das Sternenschiff der Himmelsmenschen.
 ,, Sie fliehen, sie verlassen unsere Welt"
Alle schienen sich darüber zu freuen.
Artreon trank reichlich von den vergorenen Früchten, vielleicht ein bisschen mehr, als gut war.

,,Wir werden Morgen den ganzen Tag unterwegs sein, wenn wir beim ersten Licht los reiten, sind wir beim Einbruch der Dämmerung an der Küste,... und dann laufen wir noch ein Stück, zum Baum der Stimmen.
Da werden wir endlich unsere Antworten bekommen."
Aber jetzt feierten sie , aßen und Tranken.

Früh am Morgen ginge es dann endlich los, kaum das der Himmel hell wurde.

Der Himmel war verhangen, mit dunkele Regenwolken, und es goss in Strömen.
Artreon hatte rasende Kopfschmerzen, war müde. Zu viel von dem vergorenen Zeug. Viel zu viel.
Er war froh, das Regenschauer seine Stirn kühlten, als sie die Ilu herbei riefen und aufbrachen.
Den Speer trug er auf dem Rücken, die Trageschur lief straff über seine Brust.
Auch der Dolch war noch einmal extra mit einer Schlaufe gesichert, damit beim wilden Ritt auf dem Ilu nichts verloren ging.
Tayartan trug neben seinem eigenen Dolch einen Bogen und eine Hand voll Pfeile auf dem Rücken.


Artreon war heute froh, das Tayartan die Führung übernahm. Im dichten Regen fiel im die  Orientierung nicht so leicht wie sonst, und die Nachwirkungen der Abschiedsfeier hingen ihm nach.
Aber Tayartan kannte die Gewässer.
Und so waren sie den ganzen Tag unterwegs
Starker Regen wechselte ab mit schwachem Regen, dann wieder mit noch stärkerem Regen.

Sie versuchten Kraft zu sparen, ritten den ganzen Tag.
Artreon glaubte schon fast nicht mehr daran , aber dann tauchte doch eine üppig grüne Mangrovenküste auf, als die Sonne wieder unterging, kaum sichtbar, hinter dichten Wolken.

Das Klima war tropisch, hier, aber sie waren den ganzen Tag nass, und so fröstelte Artreon doch, war froh, als sie endlich aus dem Wasser stiegen.

Sie verabschiedeten sich überschwänglich von ihren treuen Reittieren, schickten sie dann weg, zurück zum Dorf. Danke für eure Treue, danke für eure Kraft. Artreon liebte die Ilu.


Dann führte Tayartan sie durch die Sümpfe. Artreon hatte irgendwie das Gefühl, sie würden einen Umweg laufen,
Noch immer goss es in Strömen, sie wateten durch den Matsch,
aber nach einer Weile erreichten sie doch den Hein der Bäume der Stimmen, den sei besuchen wollten.
Es war ein heiliger Hein, am Rande der Sümpfe. Wo es etwas felsiger wurde. Kein Clan beanspruchte diese Gebiet, aber alle in der Region kannten die Stelle, erklärte Tayartan.
Heiliges Land.

Inmitten strömender Regenschleier, knieten sie nieder, an den heilen Bäumen, öffneten Geist und Seele, ließen die Anspannung der langen Reise von sich abfallen.
Artreon fürchtete sich davor.
In die Geisterwelt einzutauchen versprach Leid. Zu viele Freunde hatte er in den letzten Tagen schon verloren, aber doch musst er endlich Gewissheit finden
Tayartaqn drückte ihn an sich, als Artreon sich mit dem Baum verband, bevor Tayartan sich ebenfalls den Nervensträngen zuwandte, sich selbst verband.

Die Suche war rauschartig, traumartig. Sie vergaßen den Regen, sie vergaßen die Zeit. All das war unwichtig, für den Moment.
Der neue Stern leuchtete hell, so hell, das er Schatten warf im Urwald.
,,Wie können sie so mächtig sein, wie können sie zwischen den Sternen reisen, einen Stern selber entzünden, und doch bestehen wir im Kampf gegen sie? Das verstehe ich nicht"
Die graue Mutter hatte Artreon gefragt, kaum das der Stern aufflammte. Jeder Navi stellte sich diese Frage.
Aber Artreon wusste keine gute Antwort darauf.

Als sie sich irgendwann in tiefer Nacht von den Nervensträngen des Baumes lösten weinte Artreon bittere Tränen. Der Regen wusch sie fort, Aber Tayartan bemerkte sie natürlich trotzdem.
Lange hielt er ihn nur an sich gepresst.
,, So viele Freunde, Brüder ... Tot...."
Artreon versagte die Stimme.
Und dein Ikran?"
,,Ja, ich habe ihn auch gefunden , in Eywa....wir sind geflogen, ein letztes Mal.
Zitternd saßen sie im Regen.
Das Wetter passte zu Artreons Stimmung. Nass und kalt. Finster und traurig.
Die Regenzeit war mittlerweile angebrochen.
Das Klima hier war tropisch, aber den ganzen Tag nass, das zehrte doch aus.
Und Tayartan hatte ihm vor Stunden schon erklärt, das er hier keinen Unterschlupf kannte.
Also würden sie die Nacht wohl im Regen verbringen, auf einem großen Ast, oder etwas vergleichbarem. Was kein Problem war.
Wenn auch nicht ganz so angenehm wie sonst, in Regenschauern zu schlafen. Wenigstens würde Tayartan in wärmen.
Der warf ihm aber jetzt einen verschwörerischen Blick zu.
,,Artreon, entschuldige mich einen Moment...ich muss etwas auskundschaften, bitte folge mir nicht. Es soll eine Überraschung sein."
Und so wartete Artreon gespannt, fror im Regen, und überlegte , was Tayartan vor hatte. Vermutlich kannte er doch irgendeinen Unterschlupf.

Irgendwann kam Tayartan wieder , noch genau so nass wie vorher, aber mit grauem Schlamm in den Ohren, und auch in den Haaren, und von einem seltsamen, schwefeligen Geruch umgeben.
Er zog den verdutzten Artreon hoch, dann hinter sich her.
,,Komm, komm, Bruder, ich muss dir was zeigen...es wird dir gefallen"
Leichtfüßig rannten sie durch den Wald, genau zu der Stelle, die sie anscheinend am Abend weitläufig umgangen hatten, wie Artreon nun auffiel.
Etwas schien da vorne zu brennen, denn es roch nach Schwefel, und  es dampfte aus dem Boden.
,,Was ist das? So etwas habe ich noch nie gesehen?
Sie standen in einem kleinen Bach, der ziemlich warm war.
,,Hier sind heiße Quellen, Artreon und noch eine andere  Überraschung."
Langsam folgten sie dem Rinnsal ein Stück bergauf, und dann kamen sie an eine Stelle wo Dampf und kochend heißes Wasser aus dem Boden sprudelte.
,,Halte dich davon fern, diese Löcher sind tödlich heiß. Aber das beste kommt noch."
 Tayartan lachte vergnügt.

Kurz darauf erreichten sie einen merkwürdigen grauen Hügel, etwa mannshoch, mit flachen Hängen, der so gar nicht in die Landschaft zu passen schien. Nicht wuchs auf seinen Flanken, und hin und wieder rann grauer Schlamm an den Hängen hinab.
,,Tay, Was ist das?"

Vorsichtig stiegen sie den klebrig weichen Hang hinauf, der Boden fühlte sich angenehm warm an unter den Füssen. Alles war unglaublich glitschig, aber die Zehen gruben sich tief ein und sie fanden guten Halt.
Und dann standen sie auf dem Rand, versanken bis zu den Knöcheln in klebrig festem, grauem Lehm.
,, Das , Artreon, ist eine warme Schlammquelle. In der Mitte kommt es aus dem Boden , und hin und wieder läuft ein bisschen über."
Und wirklich, hin und wieder blubberte eine große Blase in der Mitte hoch, zerplatzte leicht dampfend.
Es roch nach Schwefel, und es schien angenehm warm zu sein.

,,Artreon, man muss bei solchen Quellen sehr, sehr vorsichtig sein, denn manchmal verändert sich die Temperatur. Deswegen habe ich es vorher erkundet, und es ist perfekt, nicht zu heiß, nicht zu kalt und es liegt auch kein Ast oder Stein drin, oder so."

Artreon wollte schon einen Schritt hinein machen, aber Tayartan hielt ihn zurück.

,,Ja, wir können einfach rein gehen, das ist toll. Aber die Mutigen springen von oben."

Sein Blick viel auf eine große Wurzel von einem Baum in der Nähe die sich nach oben wand, und rund eine Körperlänge über dem Loch vorbei lief... Eine Unmenge matschiger Fußabdrücke verriet, das hier anscheinend häufiger gebadet wurde, und auch von oben hinein gesprungen wurde.

,,Na dann los".
Sie legten ihre wenige Ausrüstung am Rand des Loches ab.
Lachend kletterten sie die Wurzel hoch. Schnell standen sie oben, sahen auf den blubbernden Schlammtopf unter sich.
,,Die Mutigen springen von hier oben rein.."
,,Na dann los...! ,,
,,Aber die Tollkühnen...." Tayartan lies den Satz unvollendet.
Artreon schaute sich um, sah aber keine Stelle, von der man höher springen konnte ,oder dergleichen.
,,Was machen die Tollkühnen, Tay?
Der lachte.
,,Die springen kopfüber !"
Artreon überlegte nicht lange, Er vertraute Tayartan, und der meinte es sei sicher.
Mit einem wilden Schrei stürzte sich Artreon in den warmen Matsch.
Natürlich kopfüber.
Herrlich warm und angenehm schlug die graue Masse über ihm zusammen, und er spürte neben sich den Schlag als Tayartan ebenfalls hinein sprang.

Artreon

#23
die Ikran.



Es war einfach herrlich, anders konnte man es nicht beschreiben, nach einem langen, anstrengenden Tag im Regen.
Tayartan tastete nach ihm, und bald waren sie eng umschlungen, gerieten in einen durchaus ernsthaften Ringkampf, der unglaublich anstrengend war , im bodenlosen Schlamm.
Jedenfalls hatten sie ihren Spaß. Lagen irgendwann völlig erschöpft auf dem etwas festeren Rand.
,,Diese Stelle ist einfach unglaublich schön und entspannend"
,,Ich war schon ein paar mal hier, mein Volk kennt sie seid Generationen. Manchmal trifft man auch Navi von anderen Stämmen hier, das gibt dann ein großes Hallo"
Langsam ließen sie sich wieder tiefer sinken, lagen bald  bis zur Nasenspitze im warmen Brei.
,,Artreon, möchtest du mir von den Ikran erzählen? Es würde mich sehr freuen"
Tayartan hielt Artreon auffordernd seinen Kuru hin.
Als sie sich verbanden, fegte wildes Verlangen rasch jeden Gedanken an Ikran beiseite, und sie stürzten sich wie Raubtiere aufeinander , umklammerten sich, warfen sich herum.

Sehr viel später lagen sie neben einander, glücklich , entspannt.
,,Ob wir es irgendwann ein mal schaffen, uns zu verbinden, ohne direkt übereinander her zu fallen ?" Fragte Teyartan.
,, Das will ich doch nicht hoffen"
Und schon wieder glitten Tayartans Hände über Artreons Körper.
Sei lachten gemeinsam.

,,Aber jetzt erlebe mit mir, wie es ist, einen Ikran zu treffen."
Artreon öffnete seinen Geist, und die Erinnerungen überschwemmten sie beide.



Sie hatten es endlich bis ganz nach oben geschafft,kurz vor den Nistplätzen. Seit unzähligen Generationen überliefert, war dies der Ort, an dem die jungen Jäger des Maguyuk Volkes sich traditionell ihren Ikran erwählten. Und von ihm erwählt wurden...oder aber getötet, wenn es schlecht lief.
Das letzte Stück des Weges waren sie geradezu durch den Berg hindurch geklettert. An einem kleinen Wasserfall, der in der Tiefe zu Nebel versprühte, waren sie in eine Höhle geklettert, und dann dem Bach gefolgt, um nun am oberen Ende wieder herauszukommen.

Still saß er auf einem Stein, in der Abendsonne, ruhig, entspannt, um Tangara nicht zu stören,als sie die rituelle Bemalung nachzeichnete. Heilige uralte Symbole , die Schutz und Kraft spendeten.
Niemals würde Artreon sie freiwillig abwaschen,Aber in den letzten Tagen waren sie natürlich  verschmiert, und blass geworden,
Artreon genoss die Ruhe, horchte in sich hinein, das letzte Mal, vor der großen Prüfung.
Der Weg hinauf, die Iknimaya, war sehr anstrengend gewesen, aber auch wundervoll. Artreon spürte jeden seiner Muskel, aber nichts war verkrampft, nichts Schmerzte. Er fühlte sich erhitzt, aufgedreht, lebendig. Es fühlte sich einfach gut an.
Er spähte über den Rand der Klippen, sah unten ein Meer aus Wolken.
Und die vielen Ikran.
Artreon legte alle seine Waffen ab, reichte den Bogen und den Dolch an Tangara weiter.
Niemand würde es wagen, eine Waffe gegen den Ikran erheben, heilige, von den Na´vi verehrte Tiere, dessen Freundschaft und Treue er sich erobern wollte.
Artreon blieb nur die Meresh´ti cau´pla ,die Ikranbola, seine Hände und Zähne. Es würde die schwerste Prüfung in seinem bisherigen Leben werden.
Tangara kannte ihn seit frühester Kindheit, sie waren enge Freunde, und jeder würden , ohne zu zögern sein Leben geben, um den anderen zu beschützen.

Aber hier und jetzt galten andere Regeln, die Regeln der Iknimaya.
Wen Artreon seinem Ikran unterlag, würden Tangara ihm nicht helfen. Jeder Na´vi wusste das, und fürchtete sich davor ,zusehen zu müssen, wie sein Bruder vom Ikran getötet wurde. Mit Tränen in den Augen, wissend, nicht eingreifen zu dürfen. Er forderten die Ikran heraus , die stolzen ,starken Wesen des Himmels. Keine Waffen. Arteon kannten das Risiko, und Tangara kannte es ebenfalls.

Aufmunternde Blicke und gespannte Erwartung, und dann tasteten sie sich langsam und vorsichtig über den nur handbreiten Bergkamm voran, der zum Nistplatz führte.
Zu beiden Seiten fielen die Felswände fast senkrecht ab und auf dem Kamm erschwerte loses, bröckeliges Geröll und struppige, kleine Büsche voller Dornen das Vorankommen.

Artreon trat auf das Platau, auf dem sich hunderte von Ikran tummelten, der Augenblick war unvorstellbar und überwältigend. Vor allem unvorstellbar einschüchternd.
Wütendes , aufgebrachtes Gekreische und gefauche schlug ihnen entgegen, wohin sie sahen, zahnbewehrte Raubtiergebisse, wütend in ihre Richtung gefletscht. Der mächtige, einschüchternde Geruch der vielen Ikran hing in der Luft, alles Fleischfresser. Überall lagen ausgebleichte Knochen herum ,die meisten wohl von Riti. Aber nicht alle, einige waren größer. Artreon meinte auch Knochen zu erspähen, die zu Na´vi passen könnten, aber er war sich da nicht sicher. Und es war ihm auch vollkommen egal. Nackte Angst ließ ihn erschauern, und er musste sich schwer beherrschen,um nicht zu zögern. Wer hier Schwäche zeigte, einen Fehler machte oder nicht würdig war, würde sich auf gänzlich andere Art mit einem Ikran vereinigen als geplant, nämlich als unerwartet reichhaltige Mahlzeit.

Artreon hatten nun die ungeteilte Aufmerksamkeit der ganzen Ikrankolonie. Einige flogen davon , mit wütendem Gekreische und Fauchen, und entzogen sich so dem Zugriff der zweibeinigen , flügellosen Störenfriede, die für Beute knapp zu groß waren und somit vermutlich nur Ärger brachten.

Noch standen sie zusammen, die Kriegsführerin, und der junge Jäger, wiesen sich mit Gesten auf brütende Weibchen hin, um die es unbedingt einen weiten Bogen zum machen galt, denn das Weibchen würde sein Gelege erbarmungslos und bis zum Tot verteidigen, konnte sich dem Jäger also auch nicht durch Flucht entziehen. Störe niemals brütende Ikran.
Nun war Artreon auf sich gestellt, sie sahen einander stumm in die Augen, wünschten sich Glück, aufmunternde Blicke, Artreon drängten die Todesangst zurück.
Kein Wort viel, und man hätte auch schreien müssen, beim Lärm der Ikran.

Iknimaya. Herbeigesehnt von jedem jungen Navi, in Gesängen und Tänzen gefeiert, und auch gefürchtet. Zurecht, wie sie nun feststellten.
Viele junge, stolze Jäger waren hier gestorben, nur wenige hatten es verletzt oder verstümmelt zurück geschafft.
Aber den meisten war es doch geglückt, und stolz flogen sie auf ihrem Ikran zurück zum Dorf, über den mühevollen Hinweg lachend.
Artreon entrollte die Ikranbola, schwang sie locker in der Hand, und trat entschlossen vor.  An Aufgeben war nicht zu denken. Einen Ikran erobern oder sterben, jetzt und hier.
Artreon trat vor. Zeit, seine Ikran zu wählen. Fütterungszeit.
Ein ziemlich großes blaugelbes Weibchen baute sich drohend vor im auf , aggressiv und selbstbewusst. Er stieß erschrocken die Luft aus. Beeindruckt, und auch erschreckt. Artreon schwang die Bola und ging in Wurfhaltung, angespannt, zu allem beriet. Der Ikan schrie wütend ,stürzte sich von der Klippe, entzog sich dem Zugriff des aufdringlichen Jägers.
Artreon biss wütend und sehr enttäuscht die Zähne zusammen, sie war wunderschön, kräftig und aggressiv, aber sie hatte ihn nicht gewählt.
Zwei, drei andere wichen ihm aus, schrien, fauchten, wichen zurück. Das war doch nicht zu glauben.
Wollte ihn keiner wählen? War er unwürdig?
Artreons Mut sank.
Dann ließ ihn ein Schatten und schnelle Bewegung herumwirbeln.
Ein dunkel gefärbter Ikran stieß herab, landete knapp vor ihm. Viel Schwarz, viel Blau, ein wenig Türkis ,ganz wenig Grün. Keiner von den ganz Großen, aber sehr muskulös. Jung , selbstbewusst, ungeheuer aggressiv. Ein junges Männchen,von sich und seiner Stärke überzeugt. Genau wie Artreon selbst.
Sie sahen sich in die Augen und stumm verstanden sie sich, irgendwie .
Was willst du in MEINEM Revier? Verschwinde, oder ich töte dich, schien aus den Augen des Ikran zu sprechen. Das Maul drohend geöffnet, lange Reihen, spitzer, obsidianschwarzer Zähne,scharfer Raubtiergeruch. Der Ikran fauchte in wütend an, und winzige Speichelspritzer trafen Artreons Gesicht.
Artreons Herz machte einen Sprung. DAS war SEIN Ikran. Der ihn gerade erwählt hatte.Und ihn jetzt angreifen würde.
Artreon fauchte zurück, mit gebleckten Zähnen und flach angelegten Ohren, mit nervös zuckendem Schwanz. Pure Aggression sprach aus seiner Körperhaltung, aggressiv, arrogant, stolz. Ganz der junge, selbstsichere Jäger.
Was ich will? dachte Artreon  DICH!
Artreon stieß einen Kampfschrei aus und sprang vor , wirbelte die Bola auf den Kopf seine Ikrans zu. Dieser zuckte nicht zurück, sondern stieß zu, hatte ihn gewählt.
Lange Zeit hatte er geübt, für diesen Moment und und die Bola schlang sich um das Maul und verschnürte es,die Stränge wickelten sich sauber aufeinander.Aber sie hatte nicht die Augen verdeckt, wie es eigentlich gedacht war. Geschafft, dachte Artreon erleichtert, es war seine größte Sorge gewesen den Wurf zu verpatzen. Nun war das schwierigste geschafft, dachte er zumindest.
Das ihm Tangara lautstark zujubelten nahm er nicht war , völlig konzentriert, sprang vor, um den Hals seines Ikrans zu fassen zu bekommen, und um Tsahaylu herzustellen.

Der Kopf des Ikran stieß jedoch vor und traf ihn wuchtig auf die Brust, trieb die Luft aus seiner Lunge und warf ihn nach hinten um. Unglaublich schnell war der Ikran über ihm, stieß mit der großen Flügelkralle mehrmals nach ihm, traf Artreon und riss eine blutige, tiefe Furche in seine Brust, vom Bauchnabel bis zur Schulter , er drückte ihn zu Boden ,brennender, scharfer Schmerz durchfuhr Artreon .
Die scharfe Klaue verursachte unterhalb von Artreons Bachnabel nur einen blutigen Kratzer, der aber immer tiefer wurde, in haut und Bauchmuskulatur schrammte. Instinktiv trieb der Ikran sie tiefer, in die inneren Organe, in Lunge und Herz. Doch traf sie zuvor auf Arteons unterste Rippe, wurde hart nach oben gelenkt. Und glitt dann über Artreons Brust, in jeder seiner Rippen eine kleine Kerbe hinterlassend.
Unendlicher , nie gekannter Schmerz durchfuhr Artreon, und Blut floss in Strömen, über seinen Leib.
Der Ikran versuchte den Faserstrang der Bola, der sein Gebiss zuschnürte, an einem Felsen abzustreifen und schaffte es nach mehreren Versuchen auch, riss die Bola herunter, kreischte triumphierend, stieß herunter.
Todesangst überflutete Artreon,  fegten den Schmerz beiseite, peitschen ihn auf.
Artreon sah nicht das Grauen und die Angst in dem Gesicht von Tangara , sondern schmetterte dem Ikran mit aller Kraft seine Faust gegen den Kopf, packte den  muskulösen Hals und zog sich daran hoch. Er nutzte den winzigen Moment der Benommenheit und Ablenkung, den er sich erkämpft hatte. Weg von den todbringenden Klauen, außer Reichweite des zahnbewehrten Mauls.
Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf Kopf und Hals,drückte ihn zu Boden, brutal, mit der Kraft der Todesangst. Er umschlang den Hals mit beiden Beinen und mit einem Arm, direkt unter dem Kopf, drückte mit all seiner Kraft zu und versuchte, den tobenden Ikran irgendwie festzuhalten. Eine Umarmung auf Leben und Tot, glitschig vom Blut.
Artreon griff sich mit der freien Hand eine der peitschenden Nervensträng, hielt sie fest und zog sie zu sich. Er hatte es fast geschafft, aber wie an seinen eigenen Zopf kommen? Verflucht, im fehlte eine freie Hand.
Artreon packte den Strang kurz vor dem Nervenende mit den Zähnen, fest,aber bemüht sie nicht zu verletzen, währen er mit der nun freien Hand nach seinem eigenen Zopf griff.
Der Ikran geriet in nackte, blinde Panik , als er die Zähne auf seinem empfindlichen Nervenstrang spürte und versuchte verzweifelt ihn abzuwerfen.
Er wurde hin und her geworfen, gegen Felsen und in dornige Büsche. Aber er ließ nicht mehr los.
Artreons Kräfte schwanden. Er würde es nicht schaffen, schoss ihm durch den Kopf.
Der ganze Kampf hatte nur 3 oder 4 Atemzüge gedauert,bis jetzt.

Und doch hatte der Kampf  schon ein halbes Leben gedauert, so kam es ihm vor.
Artreon wusste, das er sterben würde, sollte er jetzt unterliegen. Sie würden nicht mehr auseinander gehen, ihre Wunden lecken, und es darauf  beruhen lassen. Der Kampf ging nun um Leben und Tod, zumindest für Artreon. Und es war das erste Mal für ihn. Manche kritische Begegnung hatte er schon überlebt, mit Geschick, Können und unendlich viel Glück. Aber nie war er in einem Kampf so nah davor, vor Eywa zu treten. Aber Artreon wäre kein junger Meerjäger gewesen, wäre kein Maguyuk, wenn er so einfach aufgeben würde. Wer hier aufgab, dessen abgenagte Knochen würden bald die Landschaft zieren, hier auf dem heiligen Berg. Und Tangara würde ein trauriges Lied singen, abends am Gemeinschaftsfeuer. Wie es seit tausend Generationen getan wurde.

Mit aller Kraft und Wildheit, zu der er fähig war, kämpfte Artreon weiter.
Dornen steckten in seinem Rücken, und Blut rann aus dem tiefen Riss in seiner Brust. Er bemerkte es kaum, im Kampfrausch.
Mit seinem ganzen Gewicht drückte er den Kopf des Ikran zu Boden, und dann gelang es ihm endlich.
Die beiden Nervenstränge berührten sich und verflochten sich ineinander. Tsahaylu..

Zwei Raubtierseelen prallten aufeinander, Aggressiv,verängstigt, bereit bis zum Äußersten zu gehen, zu töten und zu fressen, aufgewühlt von Schmerzen und Kampf. Sie erkannten ihre Stärke, den Willen zu kämpfen, bis zum Ende, bis zum Tot. Sie waren würdig, beide.

Sie durchdrangen einander mit unvorstellbarer Intensität, sahen einander in die tiefsten Winkel ihrer Seele, erkannten Gefühle, Wünsche und Sorgen des Anderen, spürten Schmerzen und Körper.
Doch der brutale Kampf um die Vorherrschaft blieb aus ,kein Ringen, wer der Stärkere ist. Die tausend Generationen alte Freundschaft der beiden Rassen flammte hell auf, angefacht von winzigen Erinnerungsfetzen , von Brüdern, Vätern und Großvätern, die zusammen geflogen waren. Eine Welle aus Verstehen und Erkenntnis schoss durch den Verstand der beiden Wesen, spülte die Wut davon, die Angst, und zuletzt die Schmerzen.
Sie hatten gekämpft, hart, Erbarmungslos, um ihr Leben . Leidenschaftlich ,aber ohne Hass.
Der Grund das Kampfes entfiel mit erschütternder Plötzlichkeit, als sich ihre Seelen trafen.
Sie schlossen einen Packt, vertrauten einander, für die Ewigkeit, verwandte Seelen. Muskeln entspannten sich, Würgegriffe wurden gelockert, Kiefer geöffnet .Krallen zogen sich langsam zurück, und Finger entfernten sich von Augen. Die Feindschaft und die Angst erlosch, als sei sie nie da gewesen. Sie waren Brüder.
Und sie wussten es. In diesem Augenblick. Und sie wollten es auch so.
Der Ikran richtete sich auf, mit Artreon auf seinem Rücken. Blut tropfte von der Brust Artreons auf  seinen Hals ,aber das nahmen sie kaum wahr und es störte sie auch nicht. Ebenso wenig erreichten sie Worte von Tangara oder das Toben der anderen Ikran. Sie umkreisten einander, durchdrangen sich ,spürten Herzschlag und Atmung,starke Muskeln.
Eine stumme Frage erschien irgendwie in ihren Seelen. Fliegen?
FLIEGEN!
Beide schrien sie lauthals ihren Triumpf heraus und stürzten sich gemeinsam über die Klippe in den Abgrund.

Sie stürzten sich gemeinsam in den Abgrund, noch immer überwältigt von der Erfahrung ihrer Verbindung. Als die Wolken unter ihnen näher kamen, ging der Ikran  von sich aus erst in die Waagerechte und steuerte dann eine große , von der Sonne beschienene Felsformation an , um sich in der Thermik immer weiter in die Höhe zu schrauben.
Artreon mischte sich nicht ein ,ließ ihm seine Willen, genoss lediglich das Gefühl der unbändigen Freiheit und Stärke, das Gefühl des ersten Fluges.
Artreon spürte den Wind, unter seinen Flügeln, die kräftigen Muskeln, die starken Lungen. Ihre Seelen kreisten umeinander, durchdrangen sich.
Sie genossen beide die Erfahrung, in eine Geist Einblick zu haben, der vieles aus völlig anderen Blickwinkeln sah, einen anderen Horizont und Erfahrungsschatz besaß, andere Schwerpunkte.
In vielen sehr ähnlich, aber doch eben  ganz anders.
Arteon war überrascht und überwältigt  über die Sinneseindrücke des Ikran, seine exzellente Fernsicht, und über die komplexe Wahrnehmung und Rückkopplung des Ikrans beim Flug. So eröffneten sich ihm bis dahin vollkommen unbekannte Einblicke in Windverhältnisse und Auftrieb, Thermik, Wetter und Luftdruckveränderungen, alles unterbewusst, intuitiv.
Aber am eindrucksvollsten war das unvorstellbar detaillierte, dreidimensional Abbild ihrer Umgebung,angefüllt mit Erinnerungen über Jagdgründe, Wasserstellen, Schlafplätze und Thermik, viele Tagesmärsche durchmessend, an das der Ikran sich mühelos erinnerte und mit völliger Selbstverständlichkeit darin navigierte.
Die Ikran waren schlau, mit komplexem Jagt,- und Sozialverhalten, einem  hoch entwickelten Gehirn und einem ausgeprägten Selbstbewusstsein und Stolz.
Wesentlich klüger als ein Riti oder auch ein Pali. Und doch war es auch für den Ikran eine ungeheure Erfahrung, mit einem Geist verbunden zu sein der erheblich komplexer und vielschichtiger dachte als er selbst. Der weitere Überlegungen in Zukunft und Vergangenheit anstellte , komplex voraus plante, und ihm einen Blick in eine Welt erlaubte , die viel umfangreicher war als die Suche nach Nahrung, einem paarungsbereiten Weibchen und einer guten Thermik.
Für beide war es eine wundervolle Bereicherung, an der Fremdartigkeit des anderen teilzunehmen, keine Belastung.
Sie flogen weil sie es wollten. Für einander. Ohne einander zu dominieren, aus Freude am gemeinsamen Flug.
Als Artreon erste,vorsichtige Richtungswünsche in seinen Gedanken formulierte, flog der Ikran sie mit ihm ,zu seinem eigene Vergnügen, zeigte ihm aber auch alternative Manöver, die kraftsparender, einfacher und eleganter waren.
Sie lernten beide schnell. Gewöhnten sich an das neue, ungewohnte.
Artreon war glücklich,und sein noch namenloser Ikran ebenfalls.
Ein guter Ikran, jung, selbstbewusst und stolz ,der Artreon beinahe getötet hätte.
Die Ikranreiter sagten, je härter sich ein Jäger seinen Ikran erkämpfen musste, desto tiefer würde später die Bindung aneinander.
Das stimmte wohl. Der erste Flug besiegelte das Band, und Ikran und Jäger würden ein Leben lang zusammen bleiben.
Aber auch der Kampf und der Schmerz brachte sie zusammen, sie waren beide Jäger, Fleischfresser , liebten den Geschmack von Blut, und genossen einen guten Kampf.
Seit den ersten Liedern, seit tausenden von Generationen flogen die beiden Rassen zusammen, jagten gemeinsam, teilten ihre Nahrung, gaben sich Sicherheit, verteidigten einander.
Sie waren Brüder....
Tränen liefen über Artreons Gesicht, sicher vom scharfen Flugwind.  Aber vielleicht auch vor Glück.
Langsam nahm er auch wieder seine Umgebung wahr, sah Tangara neben sich fliegen, die ihm signalisierte, ihm zu folgen. Und Artreon merkte auch, das die Verletzung ihn Kraft kostete. Er was von Kopf bis Fuß mit Blut verschmiert, und sein Ikran auch, besonders auf Hals und Rücken.
So folgte er bereitwillig Tangara, und sie landeten auf einem schwebenden Berg.
Als sich Tangara näherte musste Artreon den Ikran beruhigen, von einer wilden Drohgebehrde abhalten ,,Ruhig mein Bruder, sie gehört zu meinem...Rudel, es ist in Ordnung." In tiefer Dankbarkeit umarmte er den Hals des Ikrans, sah ihm in die Augen, das zweite mal Heute. Sie waren Brüder. Die Ikranzunge fuhr über Artreons Brust, und er schmeckte sein eigenes Blut, durch das Band.
Es viel Artreon schwer, aber denn trennte er doch die Verbindung, in unendlicher Dankbarkeit, und mit dem Versprechen ewiger Treue.
Die Anspannung des Tages , und auch der Blutverlust forderten ihren Tribut, er lies sich von Tangara wegführen, nahm kaum war wo es hin ging, was sie Tat. Sie reinigte seine Wunde, es schmerzte ihn sehr, besonders, als sie die heilende Salbe hinein rieb. Aber er biss die Zähne zusammen
versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Fast gelang das auch.
Als sie fertig war, und der Schmerz nicht mehr so dominant war, entspannte er sich  allmählich.
Langsam dämmerte Artreon weg, in unendliche Müdigkeit.
Er lächelte Tangara dankbar an. ,,Danke. Ma Tangara, danke, das du an mich geglaubt hast...Es gibt nichts, was so wunderbar ist, wie auf einem Ikran zu fliegen."
Der Tag forderte seinen Tribut, und schon war Artreon eingeschlafen.

Artreon

#24
Die Tiere der Sümpfe.

Tatsächlich waren sie irgendwann eingeschlafen.

Eigentlich hatte es Artreon für unmöglich gehalten, im Wasser, oder auch im Sumpf zu schlafen.
Irgendwann tauchte man immer unter , erwachte dann plötzlich und meist unsanft.
Und genau sowenig konnte man schlafen, wenn man auf einem Ilu ritt, auf einem Pali oder einem Ikran.

Der Körper wusste einfach, das  dies nicht gefahrlos ging, und hielt einen wach.
Aber hier lagen sie auf dem festeren Wall der Quelle, den Kopf auf dem Unterarm, aneinander gekuschelt und immer noch verbunden.
Tayartan hatte die Iknimaya mit Artreon geteilt, die Aufregung, den Schmerz, den Stolz. All das hattet er ebenso gespürt, erlebt.

Es war unendlich intensiv gewesen.

Glücklich und zufrieden waren sie irgendwann eingeschlafen, in tiefer Nacht.
Es hatte aufgehört zu regnen, der  Sumpf lag still da, im Licht der Sterne und des Mutterplaneten.
Sehr still. Zu still.
Artreon wurde von seinem Unterbewusstsein geweckt, dem die vertrauten Geräusche fehlten, das gellend Alarm schlug.
Innerhalb eines Atemzuges  war Artreon hellwach, griff zum Speer und sah sich um.
Etwas stimmte nicht, und das bedeutete meist Gefahr.
Er lauschte.
Das alltäglich Konzert der vielen kleinen Tiere im Sumpf war verstummt, und es war erstaunlich ruhig.
Das konnte nur eines bedeuten, ein großes Tier war in der Nähe, und vermutlich war es ein Raubtier.

Artreon spähte angespannt in die Finsternis, neben sich Tayartan, den die plötzliche Veränderung ebenfalls aus dem Schlaf gerissen hatte, oder auch die Reaktion von Artreon.

Und dann sahen sie es, als sich die Büsche unten am Bach teilten, Platz machten für die Finsternis der Nacht, die zu gerinnen schien.

Nur sehr wenige Punkte leuchteten auf der Haut des Tieres, schwarze Haut, unter der sich straffe Muskeln abzeichneten. Leichtfüßig, und doch massiv, elegant und tödlich.
Wunderschön, und doch die Essenz eines Albtraumes.

Artreon lächelte unbewusst, als er an Tangara dachte, an ihr Totemtier, das sich seid einer Weile so intensiv in ihrem ganzen Wesen widerspiegelte.
Palulukahn, der Herrscher des Dschungels.

Tayartan zucke neben ihm zusammen, als sich die Büsche erneut teilten, und auch das Jungtier ins Licht trat.
Eine junge Mutter, stark und vorsichtig.
Um kaum ein Tier war es mehr angeraten, einen weiteren Bogen zu machen.
Sehr behutsam und langsam hatte Artron den Speer zu sich heran gezogen, völlig lautlos, hielt die tödliche Waffe nun sicher im Griff.

Aber noch beobachteten sie, atemlos und hellwach.

Der Palulukahn nahm einen wichtigen Platz ein , in der Mythologie der Navi, gleich berechtigt mit Turuk, wichtiger noch als der große Hai.
Er wurde gefürchtet und verehrt, war Gegenstand vieler Lieder und Geschichten.
Ein Totemtier, ein Führer in der Geisterwelt,
Ein Tier, das Leben beendete.
Die Navi die Artreon kannte, jagten ihn nur sehr selten, das Tier war schwer zu erlegen und tödlich gefährlich.
Aber es gab viele Legenden, von Clans weit weg, die auf den Palulukahn ritten, oder auch von jungen Jägern, die einen Palulukahn alleine erlegen mussten, nur mit einem Speer bewaffnet, um sich ihren platz im Volk zu verdienen.
Wilde, blutige Geschichten.

Das junge Weibchen streckte sich entspannt, gähnte herzhaft und zeigte die beeindruckendsten Fänge, die Artreon jemals gesehen hatte.
Dann wandte sie sich ihrem Jungtier zu, leckte es sanft ab und legte sich auf die Seite.

,,Greif sie nicht an," sandte Artreon in Gedanken an Tayartan. ,,Ich will sie nicht töten , wenn es nicht sein muss."
Tayartan schien empört zu schnauben, in Gedanken, ,, Diesem Tier sind wir nicht einmal ansatzweise  gewachsen, Artreon, sie wird uns zerfetzen."
,,Wir sind allem gewachsen , wenn es sein muss"
Artreon dachte nach.
Wenn man einen Palulukahn wirklich jagen wollte , war es das beste ,ihm von oben, aus sicherer Höhe einen Speer in den Nacken zu stoßen, das Rückenmark zu durchtrennen.
Am besten von einem Ikran aus.
Oder von einem sehr hohen Ast vielleicht. Aber Bäume booten nur trügerische Sicherheit, denn die
Palulukahn wahren exzellente Kletterer.
Am Boden sah es für einen einzelnen Navi hingegen richtig schlecht aus.
,,Lass ihn sich an deinem Speer aufspießen, wenn er dich angreift, war das, was man den jungen Navi normalerweise beibrachte.
Den Schaft in den Boden gestemmt, mit einem Fuß gesichert, und dann dem anspringenden Tier in die Atemöffnung , in die Brust, den Hals oder den Gaumen gerammt. Von der eigenen Wucht hineingetrieben.
Kleine Ziele, und sehr wenig Zeit. Und nur ein einziger Versuch.

Und natürlich musste man sich selbst bei einem tödlichen Treffer dem Tier noch entziehen können.
Einen Tier, das 10 mal soviel wog wie ein Navi.

Alles in allem viel Artreon nichts ein , was noch gefährlicher sein könnte, als am Boden mit einem Palulukahn zu kämpfen.
Und so lagen sie bewegungslos auf dem Wall, von Lehm bedeckt und mit Herzen, die ihnen bis zum Hals schlugen, beobachteten gespannt.
Das Tier lag nun entspannt halb auf der Seite, ließ sein Junges an sich heran, zum trinken.
Währen der Kleine nuckelte, schweifte ihr Blick unstet umher, immer aufmerksam.

Sie konnte sie mit Sicherheit nicht wittern, im schwefeligen Schlamm, aber irgendwann passierte es doch, und der Blick des Palulukahn kreuzte Artreons Blick, blieb sofort daran hängen.

Wechselte kurz zu Tayartan, und dann sofort wieder zu Artreonn zurück.
Der schloss seine Hand fest, fast schmerzhaft um den Speer.
Doch das Tier sprang nicht auf,sondern blieb entspannt liegen.
Lange betrachteten sie sich, maßen sich.
Da war eher Interesse, als Aggression, entspannte Ruhe.
Sie streckte sich, entspannt, räkelte sich auf der Lichtung im fahlen Licht, und gähnte in ihre Richtung.
Die vielleicht entspanntest Art für einen Palulukahn, seine Zähne zu präsentieren.
Dunkele Haut, die feucht und metallisch schimmerte , starke Muskeln. Reine Gewalt, die zu eleganten Formen geronnen war.
Unwillkürlich musste Artreon wieder an Tangara denken, lustvoll, erregt, wie sie ihn auf ihre Schlafmatte drückte, sich auf ihn setzte. Ihn zu Boden presste.,,Heute gehörst du mir, junger Jäger"
Er fühlte ihre Zähne an seinem Hals. Die Anmut und die Stärke des  Palulukahns.

Das Jungtier hatte sie ebenfalls bemerkt, machte nun ein paar tapsige Schritte in ihre Richtung, aber die Mutter hielt es zurück, stellte im eine Pfote vor die Brust.
In ihrem Blick las Artreon keine Aggression, aber eine deutliche Warnung, der Frieden zwischen ihnen war brüchig und nicht von Dauer . Eine falsche Bewegung, eine falsch Geste konnte noch immer zu Gewalt und Tot führen.

Ein wenig später reckte und streckte sich das gewaltige Tier, ließ sie noch einmal all seine Muskulatur sehen, und brüllte sie sehr, sehr beeindruckend an, nur um direkt darauf leichtfüßig im Unterholz zu verschwinden, gefolgt von ihrem Jungen.

Viel Glück ,junge  Tangara. dachte Artreon, als das Raubtier verschwunden war, als die Tiere des Sumpfes ihr Konzert wieder anstimmten.

Ab Horizont wurde der Himmel bereits hell, und endlich wagten sie es, sich im Schlamm aufzurichten, setzten sich schließlich auf den Rand, aneinander gelehnt, und immer noch zitternd vor Aufregung.
,,Artreon, was war das ..?
,,Ein Palulukahn, da bin ich mir ziemlich sicher."
Tayartan zwickte ihn ziemlich schmerzhaft in die Seite.
,,Das weiß ich auch , du dummer Tapirus..."
Artreon lachte Tayatan strahlend an, nahm ihn in den Arm.
,,Ein Wunder von Eywa. Ein Geschenk für uns. Lass es uns in unseren Herzen bewahren, als kostbaren Schatz. ,,

Artreon

#25
Tangara

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Hinweis. Wegen Jugendschutz und Forumsregeln ist dieses Kapitel leicht gekürzt.  Bei fragen gerne PM an mich lg: Artreon
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Sie brauchten noch eine ganze Weile, bis sich die Aufregung legte.
Die Sonne ging auf, erst rot, dann golden.
Diese Erlebnis würden sie nie vergessen, da waren sie sich sicher.
Tayartans Hände strichen über Artreons Körper , im warmen Matsch, und es war einfach unglaublich glitschig, ohne jeden Sand oder Steine.

,,Artreon, wie ist das jetzt mit dir und Tangara genau ?"

Das war das Problem, wenn man seine Seelen mit einander verband. Geheimnisse blieben nicht lange geheim. Man zeigte Dinge, die man eigentlich nicht zeigen wollte.
Artreon kämpfte mit sich, war unsicher
,,Du solltest das eigentlich nicht sehen,Tayartan, diese Erinnerung war nicht für dich bestimmt. Ich möchte nicht, das das vielleicht zwischen uns steht."
,,Vertraust du mir, Artreon?"
Natürlich tat er das, sogar sehr.
,,Tayartan, leg dich auf mich, ich will dich spüren. Du weißt, wie sehr ich das liebe."
Artreon wurde tief in den Schlamm gedrückt, als Tayartan sich auf ihn legte, ihn mit seinem ganzen Gewicht nach unten drückte.
Es fühlte sich einfach unglaublich gut an, als er sich langsam und gleichmäßig zu bewegen begann.
Artreon lies sich völlig fallen, öffnete Körper und Geist für ihn.
Die Erinnerung spülte wie eine Flutwelle über sie hinweg.
Artreon hatte die Iknimaya bestanden, war nun ein vollwertiges Mitglied des Clans, hatte seinen Platz im Volk verdient.
Und kaum, das seine Wunden verheilt waren, trainierte Tangara ihn und die anderen jungen Jäger weiter im Kampf.
Tangara schulte sie in der Kunst des Kriegers. Nahkampf, unbewaffnet, später dann bewaffnet. Angriff mit dem Dolch. Dann mit dem Speer. Mit dem Bogen, der Speerschleuder, der Keule.
Wie man die Angriffe abwehrte. Wie man Hinterhalte legte, und wie man sie erkannte.
Das Training wurde von Tag zu Tag härter, aber Artreon kämpfte zäh, verbissen.
Er wurde stärker, geschickter. Hinterhältiger und bösartiger. Klüger, in seiner Taktik.
Tangara schliff ihre Jäger nach und nach zu Kriegern.
Artreon kühlte jeden Abend seine blauen Flecken im Fluss, wusch Tränen und Blut und Schweiß ab.
Und fragte sich doch, wie lange er das noch durchhalten konnte.
Oft war ihm nur noch nach weinen zumute.

Irgendwie schien es ihm ,Tangara hätte es auf ihn abgesehen, sie kämpften härter und verbissener als alle anderen. Artreon war bald der Verzweiflung nah.
Bei der Jagt nahm ihn ein etwas älterer Jäger zur Seite, klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
,,Halt durch, Artreon, halt noch ein paar Tage durch, es lohnt sich auf jeden Fall für dich da bin ich mir sicher . Du machst das wirklich gut."

2 Tage später lag Artreon auf dem Rücken im Staub, Tangara hockte auf ihm, drückte seine Arme nach unten. Ihr Schweiß tropfte auf Artreon herunter, viel auf seine Brust und in sein Gesicht.
,,Gibst du jetzt endlich auf , Artereon?"
,,Niemals , Tangara, niemals gebe ich auf."
Tangara knurrte böse. Fletschte grimmig die Zähne.
,,Du hast keine Chance gegen mich, junger, wilder Jäger"
,,Hätte ich in den Bergen aufgegeben, hätte mich der Ikran zerrissen, und wenn ich hier aufgebe, zerreißt du mich."
Sie lies von ihm ab, zog ihn auf die Beine, nahm ihn fast zärtlich in den Arm.
Anscheinend hatte sie etwas in der Art hören wollen.
Tangara musterte ihn, sah ihn an, wie nie zuvor.
Sanft streifte sie das Blut von seiner Oberlippe ab, das aus seiner Nase sickert.
Fast nachdenklich betrachtete sie ihren Finger, ganz so, als hätte sie noch nie Blut an den Händen gehabt.
Dann leckte sie den Finger genüsslich ab, nahm Artreon fest in den Arm. Sie waren beide glitschig, klebrig vom Schweiß.
,,Ich sehe dich, Artreon, du hast tapfer gekämpft. Du bist so unglaublich stark geworden, in den letzten Wochen. Es kostet mich alle Kraft, alle Geschicklichkeit, mit dir noch fertig zu werden, ich bin sehr stolz auf dich.
Du bist wild, du bist hemmungslos, du bist respektlos. Das gefällt mir.
Artreon, du weißt, wo ich meine Nächte verbringe. Ich möchte dich da haben, wenn die Sonne untergeht, und dann will ich deine Wildheit genießen.
Und, Artreon, spring nicht in den Fluss. Ich will dich, genau so, wie du jetzt bist"
Damit wand sie sich um, ließ den verdutzten Aarteon stehen.

Vor vielen Monden, nach dem feigen Angriff des Geistervolkes war Tangara fast zerbrochen. Sie hatte sie besiegt, geschlagen, davongejagt, aber ihr Herz war gebrochen. Sie hatte die Liebe ihres Lebens verloren, bei einem feigen Speerstich in den Rücken.
Ihr Kampf für ihren Clan hielt sie noch aufrecht, aber das war auch schon alles .
Jede Nacht lag sie alleine auf ihrer Schlafmatte, weinte stundenlang und wachte nachts schreiend aus grässlichen Träumen auf.
Eines Nachts stand sie auf den Klippen, 30 Körperlängen unter ihr schäumte weiß die Brandung auf den harten Felsen.
Alles war so sinnlos geworden, in ihrem Leben. Sie weinte, still, alleine. Aber der Clan brauchte sie.
Lachen wehte zu ihr herüber.
Eine Gruppe junger Jäger war mit ihren Ikran gelandet, 2 Frauen, 3 Männer. Sie kannte sie gut, sie waren alle jung und ungebunden, hatten noch keine Familien gegründet.
Die Magujuk waren relativ entspannt, was feste Verbindungen anging. Wenn man Kinder hatte, wurde von allen erwartet, das sich beide Elternteile liebevoll um sie kümmerten, und auch zusammen blieben, aber fernab dieser Verpflichtungen galt es eher als Zeichen großer Nähe und sehr tiefer Freundschaft, das Nachtlager miteinander zu teilen.
Und nicht zwingend als Verbindung für das ganze Leben.
Tangara hatte sich nie dafür interessiert, was die Mitglieder der kleinen Gruppe so trieben, wenn sie das Nachtlager teilten, aber sie wusste natürlich ,dass alle sehr vertraut miteinander waren, sich ständig sinnlich berührten, und eigentlich jeden Nacht zusammen verbrachten. Sie hatte ihnen das immer gegönnt, ohne sich groß dafür zu interessieren.
Sehnsüchtig betrachtete sie die lachenden Na´vi.
Diese spürten alle, wie schlecht es Tangara ging, wie kurz sie davor stand, endgültig zu zerbrechen, sie nahmen sie in ihre Mitte ,schmiegten sich an sie, wärmten sie, hielten sie fest.
Tangara, zeigte niemals Schwäche, vor ihrem Clan, aber in diesem kurzen Moment der Geborgenheit wusste sie ,das die Gruppe vielleicht ihre einzige Hoffnung war.
,,Bitte haltet mich fest, lasst mich nie wieder los. Ich brauche euch so sehr. Euch alle."
Und so nahmen sie Tangara mit sich, schmiegten sich später an sie, streichelten sie ,massierten sie, gaben ihr Kraft und Wärme.
Warme, muskulöse Körper, die sie fest hielten, in der Nacht, die sie beschützten.
Es war die erste Nacht ohne Albträume, und Tangara erwachte mit einem Lächeln.
Danach war sie keinen einzigen Tag mehr dazu bereit, die Nächte alleine zu verbringen.
Alle Kraft ist nur geborgt, und die Wärme der Gruppe, die unbeschreibliche sexuelle  Extase dieser gemeinsamen Nächte ließ sie die Kraft wiederfinden, den Stamm stark und sicher zu führen.
Und sie wollte es, sie liebte es.

Tayartan wand sich stöhnend auf Artreon, immer wilder, immer erregter, sackte dann irgendwann bebend auf ihm zusammen, drückte ihn unbewusst immer tiefer, unter die Oberfläche.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich beide wieder nach oben gekämpft hatten, völlig außer Atem.

,,Bitte Ma Artreon, erzähl mir weiter, was passiert ist...danke für dein Vertrauen...aber jetzt bin ich dran." Er grinste raubtierartig.
Kraftvoll drehte er Artreon auf den Rücken, setzte sich dann auf seine Lenden.
Artreon spürte, wie Tayarten ihn sanft und weich auf ihn setzte und sich erst vorsichtig, dann kraftvoller auf ihm bewegte.

Natürlich war Artreon zum Sonnenuntergang an dem großen Kelku, das ein wenig außerhalb des Dorfes lag.
Wie alle im Dorf kannte er die Geschichten, die man sich über Tangara und die kleine Schar Jäger erzählte... er bebte vor Aufregung und Vorfreude.
Als er die zeltartige Konstruktion betrat ,stand Tangara bereits nackt vor ihm, immer noch verschwitzt, und mit dem breitesten Grinsen im Gesicht, das Artreon seid langem bei ihr gesehen hatte.
,,Du bist also zu uns gekommen. Sei willkommen, junger Jäger"
Tangara streifte Artreon rasch das bisschen Stoff ab, das er am Leib trug, warf es achtlos in die Ecke.
Sie drückte ihn fest an sich, rieb sich an ihm. Die 5 anderen Jäger umringten sie , drückten sich ebenfalls an sie . Auch sie waren alle nackt.
Er sprühte ihre Hände auf seinem Körper, überall, und sie stimulierten ganz gezielt, und bewusst die empfindlichsten Bereiche. Erfahren und lustvoll. Sie hatten tatsächlich auf ihn gewartet.
Irgendwann löste sich der Kreis von ihnen, und Tangara zog Artreon bestimmt und auch wenig sanft am Schweif zu einer der großen Matten in der Mitte.
Eine Geste , die normalerweise sehr abwertend war, fast eine Beleidigung, aber in machen Situationen, so wie jetzt, stelle sie auch eine unmissverständliche , sexuelle Aufforderung da.
Tangara drückte ihn auf die Matte, legte sich auf ihn. Sie drückte seine Arme über seinem Kopf auf den Boden, er fühlte ihre Zähne an seinem Hals, spürte ihren heißen Atem.
Mehr den je erinnerte sie ihn an den Palulukahn, überdeutlich. Unverkennbar.
Geschmeidig, wunderschön, tödlich.
Aber dann gaben ihre Zähne  seinen Hals frei, ihre Lippen berührten sich, sie küssten sich wild und innig. Sehr, sehr lange.
Dann gab sie auch seine Hände endlich frei, lächelte ihn an .
,,Artreon, jetzt lass dich völlig fallen, sei so wild, so hemmungslos, so neugierig und respektlos wie beim Kampf. Hab keine Angst, du kannst uns nicht beleidigen, oder uns weh tun. Wir werden dich führen, die alles zeigen.
Lass dich fallen, und genieße es einfach."


Die Erinnerungen hatten ihn überwältigt, und Tayartan nahm daran teil, wand sich in Extase auf ihm, drückte Artreon endgültig unter die Oberfläche als dieser sich zuckend aufbäumte, dann langsam erschlaffte.

Artreon spürte Tayartan, der ihn langsam frei gab, spürte den rasenden Herzschlag, die Hitze der Erregung, dann die starken Hände von Tayartan, die auf seinen Schultern lagen, ihn unter der Oberfläche hielten, ihn sachte tiefer drückten, verhinderten, das er auftauchen und Luft holen konnte.

,,Vertraue mir, Artreon"
sandte Tayartan an Artreon dem langsam aber sicher die Luft ausging, im warmen Schlamm.
Dann atmete er tief ein, beugte sich hinunter zu Artreon unter sich, tauchte ein.
Ihre Lippen berührten sich, und Tayartan spendete Artreon seinen Atem, beruhigte ihn durch das Band, streichelte zärtlich seine Brust, während sie sich innig küssten.

,,Bleib unten" dachte Tayartan, während er wieder auftauchte, um erneut Luft zu holen.
Dann tauchte er wieder unter, spendete Artreon seinen Athem, küsste ihn innig.

So spielten sie das Spiel noch eine ganze Weile weiter, tauschen dann die Rollen.
Aber irgendwann lagen sie doch wieder auf dem Rand der Quelle, völlig verausgabt, und eng umschlungen,
Auf ihren Schultern trocknete der Matsch in der Sonne.
,,Artreon, ich liebe dich so sehr!"

Artreon

#26
Im Sektor K3



Vor meinem Gesicht schwebte eine wunderschöne, perfekte Kugel im Raum...sie hatte die Größe eines Golfballs und ich sah darin das auf dem Kopf stehende Bild meines Raumanzuges und die zertrümmerten Überreste des Shuttle-Cockpits spiegeln...Woher kommt diese Kugellagerkugel???
Ach ja, das Cockpit....Ich hatte mich eben durch den zerfledderten Rest des Kollisionsschotts gezwängt, und stand nun im ehemaligen Cockpit von Explorer 14...
Die Umgebung hier hatte sich doch sehr verändert....Zerfetzt, durchlöchert...eine der Panorama-Frontscheiben war gesprungen aber noch am Stück...Die licht-schützenden Flüssigkristalle in der 16 cm starken Verbundscheibe hatten polarisiert, die Scheibe war komplett Schwarz...
Auf der Innenseite klebte gefrorenes, ja was eigentlich? Menschliches Bindegewebe? Egal...
Die 2. Scheibe war komplett weggerissen, samt eines Teils des Rahmens und der Steuerkonsole darunter...
Die Sterne, die man durch das gewaltige Loch sehen konnte flitzen mit übelkeitserregender Geschwindigkeit vorbei, das Schuttel musste mächtig rotieren, vermutlich sogar um mehrere Achsen....Scheiße...

Ich lies den Strahl meiner Handlampe herumwandern...es schwebte viel herum...Zerfetzte Leiterplatten, Flocken der Keramikschaumisolierung, Splitter aus Glas, Plastik und Metall,
Wunderschöne rubinrote Schneeflocken...in der Weltraumkälte schockgefrorenes Blut?
und überall Metallkugeln in verschiedenen Größen??
Der Pilotensessel war komplett weg gefetzt und im Raum auch nicht mehr zu sehen.
Links vor der Funkanlage saß Harry der Missionskommandant immer noch angeschnallt in seinem Sitz. Oder zumindest seine untere Hälfte....Wo der obere Teil seines Körpers hingekommen war konnte man so auf die Schnelle nicht erkennen, aber ich der Funkanlage und der Außenwand dahinter klaffte ein Loch von fast einem Meter Durchmesser...Scheiße...
Was hat uns da bloß getroffen? Auf jeden Fall war es schnell.... und massiv...Explorationsshuttels sind recht gut gepanzert, gegen so was...Nickel-Eisen-Meteorit?? Scheiße aber auch...wie ein 6er im Lotto.
Ich wedelte ein paar der nervigen Kugeln weg ,manche sind auch tropfenförmig und haben eine matte Oberfläche?? und klappte die Schutzhaube des Notsenders hoch...
Sie ist mit gefrorenem was auch immer verklebt....
Der Sender sitzt verkantet und schief in seinem Aufnahmeschacht...Mist, ohne das Ding sind wir geliefert...
Ok....also... den externen Antennenstecker abschrauben, weil es uns ja das ganze Antennengedöns vom Dach gefetzt hat, den Sender aus dem Slot ziehen...die Notantenne ausklappen und beide Aktivierungsknöpfe gleichzeitig drücken...nicht so schwer...kriege ich hin
Mit einigem Wackeln und Hebeln zog ich das Ding heraus und besah es mir genau...
Der obere Teil mit dem Sender war dick mit funkelndem Raureif überzogen...Ich schnipste eine dieser Metallkugeln weg, die nervig in mein Sichtfeld driftete...sie zerbarst an der Wand in tausende kleiner Metallsplitter .Was zum Teufel sind das für Kugeln???
Der untere Teil mit den geschwärzten Kühlrippen der Isotopenbatterie war frei von Reif, und meine Handschuhsensorik meldete mir die Wärme, die der Kühler abstrahlte...
Zwischen beiden Teilen sitzt die vergoldete Steckerleiste, die die Schnittstelle zum Schiff darstellt, immerhin ist das Ding ja auch der Flugschreiber.
Schon wieder so eine doofe Kugel??
Ich klappte die Notantenne aus und drückte beide Aktivierungstaster...
Angetrieben durch die Zerfallswärme eines Finger großen Klötzchens Plutonium
238 begann die Batterie die Kondensatoren im Sender zu laden...
Alle Paar Sekunden knallt der Sender so mit recht viel Leistung seinen Hilfeschrei ins All...
Dann laden die Kondensatoren wieder...na wenigstens das scheint zu klappen...an diesen
beschissenen Tag des Todes im Asteroidengürtel...

Ich öffne die Augen und sehe direkt in die grellen Leuchtpaneele des Wohncontainers, auch Baracke genannt.
K3 , Forschungsstation, dämmerte es mir...ich wurde langsam wach.
Jedes mal der selbe verfluchte Traum von im Vakuum zerplatzen Körpern und diesem nervigen 3D-Flipper aus gefrorenem Natrium, dem Kühlmittel unseres Reaktors.
Über 10 Jahre ist das jetzt her. Plus den Flug im Kälteschlaf, natürlich.

Ich versuche wieder ein zu schlafen. Es klappt sogar.

,,Hofmeister, verflucht nochmal, kommen sie endlich!!!" Hecktische Atemzüge waren zu vernehmen, überlagert vom nervösen ticken des Geigerzählers. ,, Bewegen sie ihren Arsch her, sie können ihm nicht helfen, sehen sie dass endlich ein. Sie haben schon 300 Millisievert auf der Uhr, und selbst wenn sie dass Schott mit der Plasmalanze auf bekommen nützt das dem armen Kerl gar nichts, ohne Raumanzug...Hofmeister verdammt...kommen sie endlich...."
Der Hochdosisalarm des Anzuges begann zu jaulen, als gemütlich eine Metallkugel heran driftete.

Stöhnend fuhr der Geologe hoch, von Schweiß überströmt und zitternd.
Verdammt, verdammt, immer dieser Traum.
Seine Hände führen durch die wirren Haare, er trank in großen Schlucken warmes, schales Wasser aus einer Feldflasche.
Seine Hand tastete unter der Liege nach einer Schnapsflasche, und er nahm einen großen Schluck.
Besser.
Fahles Licht viel durch das Fenster, wie spät war es bloß ? 3 Uhr irgendwas, oder so.
Müde lehnte er an der Kunststoffwand seines Quartiers, das eher einem Warenlager glich.
Überall lag Kram herum. Mineralien, Waffen, Sprengstoff.
Fossilien, wunderschöne Kristalle, Elektronikteile, Platinen und demontierte Stinger Raketen.
Dazwischen Schnapsflaschen, Laborunterlagen und Computer.

Am liebsten wäre er ins Labor gegangen und hätte sofort wieder in den Avatar eingeloggt, aber das ging nicht.
Sein richtiger Körper brauchte auch Ruhe. Wie wahr... nur fand der sie leider nicht, dachte der Geologe sarkastisch.
Er war viel zu oft online, im Avatar unterwegs, Tag für Tag. Jeden Tag neue Übungen , immer ein bisschen mehr als am Vortag.
Die Arbeit im Avatar war klasse, fühlte sich gut an. Und vor allem träumt man nicht, im Avatar. Man ist da immer wach.
Über zehn verdammte Jahre war seine Arbeit im Asteroidengürtel jetzt her, und Dr. Hofmeister fragte sich, ob er wohl jemals Ruhe finden würde.
Verdammter kalter, gnadenloser Weltraum. Er war durch den Abgrund aus Leere geflogen, durch den  Abgrund zwischen den Sternen, bis nach Pandora.
Und doch fand er auch hier keinen Frieden .
Langsam sank er auf die Kissen zurück, betrachtete die Decke. Wie so oft.

Alle hassten ihn. Wollten ihn brennen sehen. Die RDA, weil er ein Verräter war, ein Überläufer, ein Terrorist, ein Mörder.
Die Biologen und die anderen Avatare hassten ihn, weil er Geologe war, weil er gesagt hatte, wo die Löcher zu graben waren, die den ganzen Ärger erst verursachten.
Jake hasste ihn, weil er nicht nach seiner Pfeife tanzte.
Die Na´vi hassten ihn sowieso, weil er ein Traumwandler war.
Jeder hasste ihn.
Mörder, so hatten sie ihn genannt. Und sie hatten recht.

Am meisten hasste er sich selbst.

Artreon

#27
Eywas schwarze Tränen.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie durch den Wald rannten, zum Meer hin.
Sie wollten so schnell wie möglich das Streifgebeit des Palulukahns verlassen, und hatten deswegen beschlossen, an der Küste weiter zu gehen.
Der dichte Mangrovenwald reichte bis zum Wasser, oder in das Wasser hinein.
Ebbe und Flut prägten den Charakter der Landschaft.
Sie schwammen herum im etwas tieferen Wasser, wuschen sich den Schlamm aus Ohren und Haaren.
Die Sonne wärmte sie, nach langen Regentagen war es eine Wohltat.
Mal wateten sie am Strand, mal schwammen sie.
Nach einer Weile ging das Sumpfland in eine etwas steinigere, kiesige Küste über.
Sie hatten bereits zwei kleine Nebenarme das Swatulu durchquert, ohne größere Schwierigkeiten.
Braunes schäumendes Wasser, das allerlei Treibholz und Sedimente mit sich führte.
Man merkte deutlich, das die Regenzeit eingesetzt hatte, und das der Swatulu sehr viel Wasser führte.
Das Mündungsdelta war riesig breit hier, viele Tagesreisen.
Der Kiesstrand ging in festen Sand über, auf dem vereinzelt riesige Baumstämme lagen, die einen Vorgeschmack vermittelten, auf all das Treibgut, das der große Fluss so mit sich führte. Sie würden vorsichtig sein müssen, wenn sie die Hauptarme durchqueren wollten.
Tayartan hatte einen merkwürdigen schwarzen Klumpen am Strand gefunden, weich und mit Sand verklebt. Er rollte ihn mit den Zehen herum.
,,Tayarten, tritt nicht hinein, das Zeugt geht sehr schwer wieder ab, und ist echt sehr unangenehm"
,,Sind das Eywas schwarze Tränen?"
,,Ja, das sind sie"
Sie liefen weiter , in der heißen Mittagssonne.
Nach und nach wurde die Klumpen mehr, bildeten bald regelrecht Placken, auf dem Sand.
Artreon stocherte mit einem Stock in der klebrigen , schwarzen Masse herum, und der Geruch war unangenehm, sehr aufdringlich.
,,Was ist hier passiert?"
Sie wichen weiter in den Wald aus, um nicht in den schwarzen Schmier treten zu müssen.
Es wurde immer schlimmer. Nach dem sie eine Weile weiter gelaufen waren, war der Strand komplett mit schwarzem Ölschlamm bedeckt, das auch auf dem Wasser träge hin und her schwappte,
Der Gestank war unbeschreiblich, und sie hatten mittlerweile beide klebrige, schwarze Flecken an den Füssen.
,,Was ist hier nur passiert, Artreon, wo kommt das ganze Zeug denn bloß her?"
,,Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Ich habe noch nie so viel davon auf einmal gesehen."
Artreon hatte Kopfschmerzen von dem Geruch, und sie wollten am liebsten ins Inland abbiegen, den verpesteten Strand wieder weit hinter sich lassen.
Aber sie waren doch neugierig,  zu erfahren, was hier geschehen war. Zu sehr waren sie beide auch Kundschafter, Späher. Immer neugierig.
Ein Stück weiter erhoben sich 2 große Klumpen im ölbedeckten Wasser,  für Felsen zu glatt, zu stromlinienförmig. Zu organisch.
Artreon stöhnte, im Geiste, er ahnte, was sie finden würden, wollte in den Wald abbiegen. Er wollte davon laufen.
Aber Tayartan hatte sie natürlich ebenfalls gesehen.
Einer der Klumpen bewegte sich träge im Öl, stieß eine klagenden, erstickten, röchelnden Schrei aus.
Nein, alles, nur das nicht, dachte Artreon. Es waren 2 Ilu, so wie es aussah.
Er wollte Tayartan zurück halten, der voller Pein aufschrie, aber dann rannte dieser auch schon los watet durch  das schwarze Öl und kniete sich dem  der Ilu nieder , der sich noch bewegte.
Alles in Artreon sträubte sich, einen Füße in die schwarze Schmiere zu setzten, er wusste ganz genau, das es sich hier nicht um Schlamm handelte, den man einfach abwaschen konnte, sondern um etwas viel schlimmeres, dunkleres,
Aber doch folgte er Tayartan, niemals konnte er seinen Bruder jetzt alleine lassen.
Artreon hielt bei dem Ilu an der sich nicht mehr regte , streifte mit den Fingern den schwarzen Schmier ab, an den Einatemöffnungen am Kopf, und an den Ausatemöffnungen am Hals.
Der Ilu trug ein geflochtenes Geschirr, und erst jetzt wurde Artreon klar, das es die Tiere waren, die sie hier her gebracht hatten.
Verdammte, neugierige, treue Ilus.
Warum hatten sie nicht einfach zurück schwimmen können? Aber nein, sie waren neugierig, sie trieben sich in ihrer Nähe herum, hofften das die Reise weiter ging.
Artreon wollte es nicht , aber dann hockte er sich doch hin, nahm den Kopf des Ilu in die Arme
Tote Augen sahen ihn an , starr, und voller Öl.
Die Atemlöcher standen offen und Öl, vermischt mit klebrig gelbem Schleim lief heraus, als er den Kopf anhob. Auch aus dem Maul floss die schwarze Flüssigkeit.
Kein Puls war mehr zu spüren. Der Ilu war tot.
Artreon war schon sehr besudelt ,mit schwarzem Öl, und er hasste es. Er wollte nur noch schnell weg hier.
Aber neben ihm schrie Tayartan sein Leid hinaus, hielt den würgenden und hustenden Ilu im Arm, der sich in Krämpfen wand.
Niemals konnte er seinen Bruder in diesem Schmerz alleine lassen.
Er kniete sich neben Tayartan, gemeinsam stützen sie den Hals des röchelnden Tieres.
Tayartan hatte die Atemöffnungen sauber gewischt, soweit das ging. Aber gelber Schleim und schwarzes Öl blubberte darin herum. So unglaublich viel Öl.
Das Tier verkrampfte sich immer wieder , rang mit pfeifenden Geräuschen nach Luft, sah sie mit traurigen, geröteten, ölverschmierten Augen an.
Seine Lungen waren voll mit dem schwarzen Zeug, und der Ilu wurde auch sterben. Das wussten sie alle drei zu diesem Zeitpunkt.
Artreon saß Tayartan gegenüber , zwischen sich hatten sie den Hals des Ilus. Alles war unglaublich glitschig, und sie waren beide bereits bis zum Hals mit Öl besudelt.
Der Gestank war unglaublich, verursachte Artreon Kopfschmerzen und Übelkeit.
Tayartan sah Artreon an, die Augen voller Tränen, und mit schwarzen Spritzern im Gesicht.
Mit zitternden Händen zog Tayatan seinen Dolch, tastete über den Hals der Ilus.
"Bitte hilf mir Artreon, ich kann das nicht allein, ich will das nicht tun"
Sie sahen sich an, in stummem Einverständnis. Sie wussten beide, das der Ilu es nicht schaffen würde, das sie ihm nur helfen konnten indem sie sein Leid verkürzten
,,Wo genau Tayartan?"
Der führte Artreons Hand zur untersten Ausatemöffnung am Hals, man konnte den rasenden Puls des Tieres dort fühlen.
Tayartans Hand zitterte stark, als er die spitze Klinge ansetzte ,als Artreon seine Hände um Tayartans Hände schloss.
,,Tu es"
Sie sahen sich in die Augen und Tayartan drückte den Dolch fest ins weiche Gewebe.
Artreon griff hart zu und  trieb den Dolch bis zum Griff hinein, die Spitze trat an der Unterseite des Halses wider hervor.
Jedes Zögern würde das Leide des Tieres nur vergrößern.
Artreon drehte hart den Dolch, riss ihn dann schnell heraus, um die Blutung zu verstärken.
Er wusste das sie gut getroffen hatten, als heißes Blut über ihre Hände schoss, als die Ilu sich im Schock des Todes aufbäumte, sich herumwarf, in Agonie um sich schlug.
Das starke Tier warf sie beide um, drückte sei Beide unter die Oberfläche, und die schwarze Flut schlug über ihnen zusammen.
Sie kamen wieder hoch, husteten, spuckten und hielten doch den warmen Hals des Tieres umschlungen, zwischen sich, und hielten sich auch gegenseitig umarmt, spürten, wie das Tier zucken zwischen ihnen starb.
Sie hielten den Ilu noch eine Weile im Arm, als bereits alles Leben aus ihm gewichen war.
,,Geh zu Eywa, mein Bruder, finde deinen Frieden."
Tayartan tastet im schwarzen Matsch herum, bis er den Doch wiederfand, der ihnen entglitten war.
Fast benommen ließ er sich von Arteon ans feste Ufer führen.
Das Öl in dem sie zuletzt waren war recht flüssig, es war unglaublich glitschig und es stank.
Einiges davon  konnte man mit den Fingern abstreifen, und sie waren weiter gewandert, bis zu einem Nebenarm des Flusses, der ins Meer mündete.
Hier schrubbten sie sich gegenseitig ab, mit Wasser, mit Sand mit Schlamm. Es ging mehr schlecht als recht. Irgendwann war ihre Haut sehr gerötet, und sie saßen traurig am Ufer. Sie stanken noch immer nach Öl, und wenn sie mit der Hand durch die verklebten Haare fuhren, war die Hand sofort wieder schwarz.
Die Sonne stand bereits tief am Horizont als sie sich behutsam gegenseitig die Haare abrasierten, bald noch mehr wie Krieger aussahen, mit kahl geschoren Schädel.
Sie fühlten sich elend, als sie nach einer Weile suchen im Inland einen einzelnen, sehr hohen Baum bestiegen , sich in einer hohen Gabelung einen eher zweckmäßigen als bequemen Schlafplatz suchten.
Sie hatten die Palulukahn Mutter nicht vergessen, die hier unterwegs war.
Auf keinen Fall wollten sie von ihr im Schlaf überrascht werden
Dichte Regenschauer spülten ihre Tränen weg, als sie sich aneinander kuschelten, aber sie schafften es nicht den Geruch des Öls zu vertreiben, als die Nacht hereinbrach.


Artreon

hallo , meine lieben leser...
in der geschichte ist jetzt so etwa halbzeit, und der rest vom plot steht...leider habe ich im moment echt viel arbeit, und wenig zeit... ich hoffe, das es am wochenende weiter geht, und bitte um verständniss
lg: artreon